Nach diesem glanzlosen Sieg in Udine habe ich einige verschwörerische Thesen für euch. Viel mehr hat dieses Spiel leider nicht zu bieten, was wir diese Saison nicht ohnehin bereits zur Genüge gesehen hätten.
Dann legen wir gleich los und decken die Verschwörungen auf:
- Handanovič hat einen perfiden Plan in Gang gesetzt, um an eine Vertragsverlängerung zu kommen.
- Lautaro Martínez übt heimlich mit Jorginho Elfmeter. Auf der Playstation.
- Alexis Sánchez macht in Mailand Urlaub.
- Dieses Team will nicht Meister werden.
Verschwörung 1: Handanovič Transferpokerface
Es ist so einfach, Samir zu unterschätzen. Da sieht man meist regungslos bei Schüssen auf der Torlinie kleben, man blickt in seine gutmütigen, aber ausdruckslosen Augen und missversteht seine Dorftrottel-Visage als Harmlosigkeit. Dabei ist das nur Fassade, ein oberflächlicher Blick von Außen, eine Momentaufnahme, mehr nicht. Wer Samir Handanovič verstehen will, muss genau hinschauen, die Zeichen deuten, sein minimales Minenspiel richtig interpretieren und überhaupt das große Ganze im Auge behalten.
Er benötigt einen neuen Vertrag, er will dafür entschädigt werden, dass er die besten Jahre seine Karriere in einem Verein verbracht hat, der seine besten Jahre hinter sich hatte. Zur Erinnerung: Handanovič wechselte im Juli 2012 zur Beneamata im Alter von 28. Für Torhüter beginnen dann die Wunderjahre. Die Platzierungen Inters in den folgenden Jahren:
- 9. (2012/2013)
- 5. (2013/2014)
- 8. (2014/2015)
- 4. (2015/2016)
- 7. (2016/2017)
- 4. (2017/2018) ⇨ 1. Qualifikation zur Champions League
- 4. (2018/2019)
- 2. (2019/2020)
- 1. (2020/2021)
Vor allem in seinen ersten Jahren gehörte er zu den wenigen Spielern, die mit überdurchschnittlichen Leistungen auf sich aufmerksam machen konnten. Man denke nur an die tristen Spielzeiten mit Mudingayi, Kuzmanovic oder Schelotto – ich habe sie leider noch viel zu gut in Erinnerung! Samir offensichtlich auch und weigert sich aufs Altenteil gesetzt zu werden. Auf seine ganz spezielle Art und Weise. Offenbar ist es ihm gelungen, den armen Radu (der wirkliche Dorftrottel in dieser Posse) zum Teil seines Planes zu machen. Wie ist mir noch nicht ganz klar, und was Radu davon hat, ist mir auch rätselhaft.
Jedenfalls, die Verschwörung geht so: Handanovič macht sich kurzfristig unpässlich („Sorry Simone, ich hab‘ Rücken…“), Radu springt ein und hinterlässt einen schlechten Eindruck, sodass Fans Partei für Samir ergreifen und er eine weitere Saison Champions League spielen kann. Nicht Teil des Plans: der kolossale Radu-Bock im letzten Spiel. Ganz zufällig, natürlich, dass Handanovičs gegen Udinese zu den besten Spielern gehört.
Verschwörung 2: Martínez und Jorginho sind ein Paar (bei FIFA)
Ist eigentlich selbsterklärend: beide haben zu viel Freizeit und spielen am Nachmittag nach dem Training Online FIFA. Dabei üben sie allerhand tolle Tricks ein, um einander zu pushen. Jorginho hat ja seinen geilen Hacke-Spitze-1,2,3-Finishing-Move, da konnte Martinez nicht nachstehen. Geil im Video der Kommentar aus dem Off. Da hat jemand die gute Stube daheim gelassen.
Verschwörung 3: Sanchez auf Heimaturlaub
Bitte kommt mir nicht damit, dass Sanchez nach seiner Einwechslung in der 74. Minute Gas gegeben hat und sich wieder voll reingehängt hat. Von jemandem, der mit so viel Talent gesegnet wurde und bei Barcelona und Arsenal Tore am Fließband geschossen hat, erwarte ich nicht, dass er Gas gibt und sich wieder voll reinhängt. Er kann von mir aus auch nur dumm herumstehen, und wenn er schon nicht Tore am Fließband schießt, dann wenigstens so viele, dass sich die 7 Millionen Jahresgehalt gerade noch so rechtfertigen lassen. Was lese ich stattdessen: Sanchez freut sich wieder daheim zu sein!
Verschwörung 4: Inter will nicht (schon wieder)
Es ist Teil der Inter-DNA, dass auf einen glanzvollen Sieg, den Gewinn eines internationalen Titels oder eine souveräne erste Halbzeit eine Pleite folgen muss. Pazza Inter, eben! Jahre ohne Champions League-Teilnahme (siehe Verschwörung 1) folgten auf den Gewinn des Triplete 2010, nach dem 1:0 im Derby folgten 10 Minuten Wahnsinn und die K.-o.-Schläge durch Giroud.
Auf Unsympath Conte mit seinen detaillierten und stringenten Match-Plänen folgt der sympathische (Dorftrottel?) Inzaghi mit seinem „Ach Jungs, macht’s wie ihr wollt, Hauptsache, ihr habt Spaß und notfalls gewinnen wir halt die Coppa Italia!“-Ansagen. Wenn es so weitergeht, heißt es am Ende mit den Worten Mourinhos: „Zero titoli“.
Zum Schluss möchte ich euch noch ein super-geheimes Geständnis machen: Das wird tatsächlich nichts mehr mit der Meisterschaft! Ich glaube nicht mehr daran. Oder doch (nicht?).